Von Felix Trost
Software-Dienstleister reibungslos wechseln (Teil 1): Defizite erkennen, die richtige Wahl treffen

Es gibt viele Gründe, einen Dienstleister zu wechseln. Jedoch scheuen viele Unternehmen den Schritt ins Ungewisse. Erfahren Sie hier, wie Sie erkennen, dass es Zeit für einen Dienstleisterwechsel ist und wie Sie Ihre Entscheidung richtig absichern und umsetzen.
Die durchschnittliche Dauer der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Technologie-Dienstleistern kann stark variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Art des Projekts, der Komplexität des Tech Stacks, den spezifischen Anforderungen des Unternehmens und natürlich von der Qualität der Dienstleistung.
Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass sowohl Unternehmen als auch Dienstleister Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit haben. Aus gutem Grund: Jede Veränderung ist mit Aufwand verbunden und birgt zudem für beide Seiten ein schwer kalkulierbares Risiko, durch eine Veränderung nicht den Best-Fit zu erzielen.
Im Extremfall halten Auftraggeber und Dienstleister an einer Partnerschaft fest, obwohl die Bedingungen für eine wertschöpfende Zusammenarbeit schon lange nicht mehr gegeben sind. Deshalb empfiehlt es sich, die Qualität der Zusammenarbeit regelmäßig kritisch zu hinterfragen und, falls notwendig, nach einem geeigneteren Technologie-Partner zu suchen.
Nicht selten wird eine kritische Bewertung der Zusammenarbeit und das Ziehen notwendiger Konsequenzen durch eine Schonhaltung gegenüber offensichtlichen Defiziten erschwert. Die folgende Übersicht soll den klaren, strukturierten Blick auf typische Missstände erleichtern und kann als Checkliste für eine turnusmäßige Überprüfung der Zusammenarbeit dienen.
Mangelnde Servicequalität: Die Qualität der Dienstleistung lässt nach, z.B. durch häufige technische Probleme, fehlerhafte Lösungen oder sinkendes Service-Level.
Schwaches Engagement: Dienstleister lässt eine ernsthafte, expertenmäßige Auseinandersetzung mit den Problemen und Anforderungen des Kunden vermissen.
Reagieren statt agieren: Dienstleistung beschränkt sich auf reaktives Troubleshooting, statt proaktiv mitzudenken, potentielle Probleme zu antizipieren und mit Weitsicht Lösungen umzusetzen.
Kommunikationsprobleme: Wechselnde Ansprechpartner, schlechte Erreichbarkeit oder das Fehlen klarer Reports belasten die Zusammenarbeit und das Vertrauen.
Nichterfüllung: Vertragliche Vereinbarungen werden nicht eingehalten oder gesetzte Ziele nicht in time, in budget, in quality erreicht.
Überhöhte Kosten: Die Kosten steigen im laufenden Projekt ohne erkennbaren Mehrwert oder festgelegte Kostenrahmen werden überschritten.
Mangel an Innovation und Anpassungsfähigkeit: Der Dienstleister kann den sich schnell entwickelnden technologischen Möglichkeiten nicht folgen.
Veränderte fachliche Anforderungen: Höhere Anforderungen an das Projekt übersteigen die Expertise und Erfahrung des Dienstleisters.
Abhängigkeit vom Dienstleister: Wenn der Dienstleister zentrale Projektassets wie z.B. den Source-Code kontrolliert, kommt es zum Vendor Lock-In.
Wichtig: Kommt die Überprüfung der Zusammenarbeit zu dem Ergebnis, dass eines oder mehrere dieser Defizite gegeben sind, sollte ein Wechsel des Dienstleisters frühzeitig vorbereitet und eingeleitet werden. Aus den ermittelten Defiziten lassen sich sehr einfach die Anforderungen und Erwartungen an einen neuen Dienstleister ableiten.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Das gilt selbstverständlich auch für die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister, der die technische Weiterentwicklung über längere Zeit begleiten soll. Dabei sollten nicht nur Hard Facts wie technische Expertise und Preise, sondern auch wichtige Soft-Skills im Team des Dienstleisters genauer betrachtet werden.
Eigenen Bedürfnisse und Ziele verstehen
Ziele (Umsatzsteigerung, Markterweiterung, Kundenerlebnis etc.) und Messgrößen (KPIs) klar definieren
Benötigte Technologien (Shop-Systeme, CRM, ERP-Integration etc.) zum Erreichen der Ziele identifizieren
Recherche und Vorauswahl möglicher Partner
Dienstleister mit Spezialisierung z.B. auf E-Commerce recherchieren
Referenzprojekte und Kundenbewertungen sichten
Shortlist/Vorauswahl potenzieller Partner erstellen
Anforderungen und Leistungsumfang festlegen
Anforderungskatalog (technische Spezifikationen, Designwünsche, Funktionalitäten etc.), bzw. Vision entwickeln
Dienstleister-Kompetenzen mit den Anforderungen abgleichen
Detaillierten Leistungsbeschreibungen und Angebote einholen
Erstgespräche und Arbeitsproben
Dienstleister und deren Teams persönlich kennenlernen
Präsentation der Dienstleister, ihrer Lösungen und (agiler) Methodik
Kommunikationsfähigkeit, Soft-Skills und das Verständnis für das eigene Geschäft bewerten
Technische Expertise und Tools prüfen
Expertise in relevanten Bereichen (Projektleitung, Webentwicklung, Datenbanken, Sicherheit etc.) prüfen
Eingesetzte Tools und Frameworks mit eigenen Anforderungen abgleichen
Skalierbarkeit der Zusammenarbeit und zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten prüfen
Kosten und Budget
Kostenvoranschläge einholen und vergleichen
Preis-Leistungs-Verhältnis für jedes Angebot prüfen
Zahlungsmodalitäten und -fristen klären
Vertragsgestaltung und Flexibilität
Vertragsbedingungen und rechtliche Aspekte prüfen
Flexibilität gegenüber Änderungen und unvorhergesehenen Anforderungen bewerten
Support- und Wartungsleistungen nach Projektabschluss klären
Bereitschaft klären, den Fit im Rahmen eines Probeprojektes prüfen
Zusammenarbeit und Kultur-Fit
Unternehmenskultur und Philosophie des Dienstleisters prüfen
Mit der eigenen Unternehmenskultur und Werten abgleichen
Potenzial für langfristige Partnerschaft und Zusammenarbeit analysieren
Entscheidungsfindung
Gesammelte Informationen und Bauchgefühl konsolidieren
Diskussion und Bewertung mit internen Stakeholdern
Treffen einer fundierten Entscheidung basierend auf den gesammelten Daten und Eindrücken.
Wichtig: Kompatibilität, Flexibilität und Skalierbarkeit sind nicht nur Schlüsselanforderungen an moderne Technologien. Sie sind auch zentrale Anforderungen an technische Dienstleister, um das digitale Geschäft erfolgreich weiterzuentwickeln.
Unternehmen sollten die Zusammenarbeit mit Dienstleistern laufend überprüfen. Werden die gesetzten Ziele in time, in budget und in quality erreicht? Wenn nicht, sollte frühzeitig und konkret mit den Vorbereitungen für Veränderungen begonnen werden. Der Erfolg eines Wechsel des Technologie-Anbieters wiederum steht und fällt mit der systematischen Vorbereitung und Vorgehensweise, die oben grob skizziert wurde.
Wenn Sie einen Bedarf identifiziert haben, kommen Sie gern mit uns ins Gespräch!