Digital Commerce Ecosystems: Die Blaupause für „Composable Commerce“ der Zukunft

Netzartiges Gebilde

Digitale Geschäftsmodelle brauchen Ökosysteme aus Technologien, Daten und Fähigkeiten, die sich jederzeit flexibel an neue Anforderungen des adaptive Commerce anpassen können. Erfahren Sie hier, welche Weichen Sie heute stellen müssen.

Martec’s Gesetz besagt, dass sich Technologien exponentiell weiterentwickeln, während sich Unternehmen nur linear verändern (können). Gleiches gilt auch für den E-Commerce, denn auch die technischen Möglichkeiten des digitales Verkaufs entwickeln sich in hohem Tempo weiter.

Wo heute noch der Handel in Online-Shops und Beschaffungsplattformen stattfindet, verkaufen wir morgen schon über Kanäle, die wir heute noch gar nicht auf dem Schirm haben – in virtuellen Realitäten, im Internet der Dinge oder sonstwo.

Aus E-Commerce wird “Adaptive” Commerce, der sich laufend weiterentwickelt und anpasst.

Was bedeutet das für digitale Ökosysteme in Unternehmen?

Unternehmen müssen ihr digitales Geschäft neu denken:

  • Weg vom E-Commerce als einmaliges “Projekt”, das nebenbei miterledigt wird, hin zum Digital Commerce als zentraler Teil der Vertriebsstrategie.
  • Weg von fertigen Systemen, die alle nötigen Funktionen abdecken, hin zu flexiblen Systemen, die sich einfach an neue Anforderungen anpassen lassen.
  • Weg vom Fokus auf Technologie als Treiber von Digitalisierung, hin zu einer konsequenten Orientierung an Wertschöpfung für das Unternehmen.
  • Weg von Datensilos im Unternehmen, hin zu integriertem Datenmanagement, das Kunden- und Produktdaten zu einem Treibstoff für den Verkauf verknüpft.
  • Weg von Kompetenz- und Zuständigkeitsinseln, hin zu interdisziplinäre Teams, die Digitalisierung integriert und strategisch vorantreiben.

Kurz: Unternehmen müssen ihren Digitale Commerce endlich ernst nehmen und strategisch wie ein vollwertiges Profitcenter betreiben!

Erster Schritt: Die strategischen Bedingungen im Unternehmen dafür schaffen, dass das digitale Geschäft erfolgreich und vor allem nachhaltig wachsen kann. Dazu braucht es ein Ökosystem aus Technologien, Daten, Strukturen und Fähigkeiten, dass sich dynamisch weiterentwickelt. Wir nennen dies “Digital Commerce Ecosystem”.

eCube unterstützt Unternehmen dabei, ihr Digital Commerce Ecosystem strategisch und technologisch aufzubauen bzw. erfolgreich zu transformieren, um es fit für zukünftige Herausforderungen im Digital Commerce zu machen. Hier geht’s zu unseren Strategie-Workshops

Was ist ein Digital Commerce Ecosystem?

Unter Digital Commerce Ecosystem verstehen wir eine dynamische Landschaft aus Technologien, Daten, Strukturen und Fähigkeiten als Antwort auf die Schnelllebigkeit digitaler Geschäftsmodelle. Unternehmen, die über ein Digital Commerce Ecosystem verfügen, sind in der Lage, schneller zu lernen und flexibler auf neue Anforderungen zu reagieren. Ein Digital Commerce Ecosystem ist deshalb weit mehr als ein IT-System.

Die 3 Grundprinzipien von Digital Commerce Ecosystems

Auch wenn Technologie eine wichtige Rolle spielt, so geht es beim Aufbau eines Digital Commerce Ecosystems vor allem darum, Ressourcen (Teams, Fähigkeiten) aufzubauen und  flexible Strukturen (Organisation, Technologien) im Unternehmen zu schaffen, die notwendig sind, damit das digitale Geschäft nachhaltig wachsen kann. Hier spiegeln sich einige zentrale Grundprinzipien agiler Organisationen wider.

Lesenswert dazu: The five trademarks of agile organizations (mckinsey.com)

1. Fokus auf Wertschöpfung

Agile Unternehmen orientieren sich strategisch nicht an dem, was (technisch) möglich ist, sondern an dem, was mit möglichst geringem Aufwand maximalen Mehrwert für das Unternehmen schafft. Dieses agile Prinzip gilt in Digital Commerce Ecosystems für alle Initiativen, egal ob man damit beginnt, Unternehmensbereiche und -funktionen zu digitalisieren oder den Digital Commerce weiterentwickelt.

Agiles Denken und Handeln orientiert sich immer an Wertschöpfungsketten, nicht an einzelnen Funktionen oder Technologien.

In der Praxis fallen leider zu viele Entscheidungen in Unternehmen auf Basis von einseitigen Annahmen (“das könnte etwas für uns sein”) oder Technologie-Hypes (“das muss man haben”). Das ist nicht neu, wie dieser IBM-Werbespot von 1998 zeigt.

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Wir müssen ins Internet? – Wieso? Steht nicht da…“ – Dies zeigt, was passiert, wenn ein konsequenter Fokus auf Wertschöpfung in der IT-Strategie fehlt. Deshalb empfehlen wir unseren Kunden, vor allem weitreichende Technologie-Entscheidungen immer kritisch zu hinterfragen “was bringt es uns?”

2. Agile Prinzipien bei der Planung und Umsetzung

Auch die Entwicklung von Technologien und Infrastrukturen für den Digital Commerce sollte sich nicht an dem orientieren, was technisch machbar oder gerade “in” ist, sondern an dem, was unternehmerisch sinnvoll ist. Dementsprechend werden in agilen Technologie-Projekten solche Features einer Wertschöpfungskette priorisiert und vorrangig umgesetzt, die den größten Mehrwert bei geringstem Aufwand und Risiko versprechen – die sogenannten “Low hanging fruits”.

Dazu ein Beispiel: Zu Beginn der Zusammenarbeit mit einem unserer Kunden, legte uns dieser einen umfangreichen Anforderungskatalog für die Neuentwicklung einer B2B-Beschaffungsplattform für technische Produkte vor. Darin waren nahezu alle Funktionen zusammengestellt, die sich heute technisch realisieren lassen.

Die kritische Prüfung des Anforderungskatalogs anhand der Frage “Welche Komponenten sind notwendig, um schnell und gezielt in den digitalen Verkauf einzusteigen?” ließ den Umfang schnell auf das Wesentliche schrumpfen. In Strategie-Workshops mit dem Kunden konnten wir die wirklich relevanten Anforderungen identifizieren und so gezielter (und damit effizienter) mit der Umsetzung beginnen.

Wichtig: Agile Entwicklung zielt darauf ab, schnell und gezielt zu starten. “Time to market” ist wichtiger als das “perfekte” Produkt, wenn es darum geht, Feedback von Kunden zu bekommen, um das Produkt passend zum Bedarf weiterzuentwickeln. Deshalb folgen wir bei eCube dem Prinzip des “Minimum Viable Product”.

Lesenswert dazu: A Minimum Viable Product Is Not a Product, It’s a Process

3. Modulare (adaptive) Architektur

Versteht man Ökosysteme für den Digital Commerce als kontinuierlichen Prozess und nicht als Produkt oder Projekt, dann muss die Technologie-Architektur insgesamt so flexibel anpassbar und erweiterbar sein, dass sie Wachstums- und Veränderungsprozesse im Unternehmen unterstützt. Modulare Architekturen, etwa auf Basis von Micoservices bzw. SOA, sind hier deutlich flexibler als monolithische Architekturen wie sie in Komplettsystemen für den E-Commerce zu finden sind.

Wie wichtig die flexible Anpassbarkeit digitaler Ökosysteme ist, zeigt der Omnichannel-Vertrieb, wo schon heute der Verkauf nicht nur in einem Kanal, sondern über verschiedene Kanäle (Online-Shop, Marktplätze, soziale Plattformen, Apps, Suchmaschinen etc.) stattfindet. Laufend kommen neue Verkaufskanäle hinzu. Die Technologie-Strategie für den Omnichannel-Verkauf muss auf maximale Flexibilität und Anpassbarkeit ausgerichtet sein. Modulare Architekturen sind ein Teil davon.

Modulare Headless Architektur

Beispiel für eine modulare “headless” Architektur, bei der Frontend und Backend strukturell getrennt sind. Der Datenaustausch erfolgt über API.

Wichtig: Mit der Transformation von monolithischen hin zu modularen Architekturen, müssen sich auch Zuständigkeiten und Kompetenzen im Unternehmen neu organisieren. An die Stelle großer spezialisierter Teams, die für große Funktionsbereiche oder ganze Systeme zuständig waren, treten kleine interdisziplinäre Teams, die sich um “ihre” Services und Schnittstellen kümmern.

Lesenswert dazu: Monolithische Shopsysteme – neu bauen oder schrittweise transformieren?

Die 3 Dimensionen von Digital Commerce Ecosystems

Digital Commerce Ecosystems sind mehr als IT-Systeme. Neben einer modularen Technologie-Architektur braucht es vor allem Kompetenzen und Fähigkeiten im Unternehmen, um digitale Geschäftsmodelle strategisch zu planen und umzusetzen. Zudem spielen Daten (Kunden- und Produktdaten, Content) eine zentrale Rolle, um Menschen und Systeme mit der notwendigen Business-Intelligenz auszustatten.

Fähigkeiten Daten Technologien
• Lernende (datengetriebene) Organisation • Interdisziplinäre Teams aus Vertrieb, Marketing, IT, GF etc • Verknüpfung von Produkt-, Kundendaten und Content • Integriertes Daten-Management • Systematische Datenkonsolidierung und Qualitätssicherung • Modulare Architekturen • API-First-Technologie • Automatisierung von Prozessen und Workflows

Wichtig: Um Fähigkeiten, Daten und Technologien sinnvoll und flexibel integrieren zu können, müssen gegebenenfalls vorhandene Zuständigkeits- und Datensilos im Unternehmen aufgebrochen und durch flexiblere (agile) Strukturen ersetzt werden.

Lesenswert dazu: How to build a kick-ass agile team

Fazit

Technologie alleine macht keinen erfolgreichen Digital Commerce. Damit digitale Geschäftsmodelle im Sinne eines “adaptive” Commerce mit neuen Anforderungen und Chancen wachsen können, braucht es agile Strukturen im Unternehmen. Fähigkeiten, Daten und Technologien müssen sinnvoll in Digital Commerce Ecosystems integriert werden, um schrittweise die Basis für nachhaltigen Erfolg und Wachstum zu schaffen.

eCube unterstützt Sie gerne beim Aufbau und bei der Transformation Ihres Digital Commerce Ecosystems! Hier geht’s zu unseren Leistungen.

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