Von Günter Heiß
Digitaler Produktpass (DPP): Was Hersteller und Händler jetzt wissen müssen

Der Digitale Produktpass (DPP) soll zukünftig dafür sorgen, dass relevante Informationen zu jedem Produkt jederzeit digital abrufbar sind. eCube informiert über den aktuellen Stand der Dinge.
Uneinheitliche, unvollständige, fehlerhafte und schwer auffindbare Produktinformationen stellen Händler und Verbraucher vor große Herausforderungen. Für den europäischen Warenverkehr soll der Digitale Produktpass eine Lücke schließen, indem er Informationen zu einem Produkt standardisiert bündelt und dafür sorgt, dass diese jederzeit digital abrufbar sind.
Der DPP befindet sich noch in der Entwicklung, soll jedoch schon 2027 für Batterien verbindlich eingeführt und dann auf weitere Produktgruppen ausgerollt werden. Hersteller und Händler sind gut beraten, sich frühzeitig mit dem Thema zu befassen.
Der Digitale Produktpass (DPP) ist ein Konzept zur Förderung der Transparenz und Rückverfolgbarkeit von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Jeder DPP ist eine digitale Datensammlung (“Single Source of Truth”), die detaillierte Informationen über ein Produkt und seine Komponenten enthält. Sie umfasst unter anderem Informationen zu den verwendeten Materialien, der Herstellung, der Nutzung, der Wartung und der Entsorgung bzw. dem Recycling des Produkts.
„Der digitale Produktpass ist ein Datensatz, der die Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen oder auch Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst.“ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Über Produktinformationen, Zertifikate und Bedienungs- bzw. Gebrauchsanleitungen hinaus, steigt der Bedarf an Informationen zu Reparierbarkeit, Wiederaufarbeitung und Recycling. Obwohl solche spezifischen Daten heute bereits verfügbar sind, ist ein standardisierter Datenaustausch über Branchen- und Sektorengrenzen hinweg häufig jedoch nicht gewährleistet. Hier setzt der Digitale Produktpass an, indem er einen einheitlichen Datenaustausch zwischen den beteiligten Akteuren – Rohstoffproduzenten, Hersteller, Händler, Verbraucher etc. – über den kompletten Produktlebenszyklus hinweg ermöglicht.
Die Einführung des Digitalen Produktpasses ist Teil einer Reihe von Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit, die aus dem 2019 ausgerufenen European Green Deal und dem EU-Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft (2020) resultieren. Der DPP ist zudem das wichtigste Instrument der Informationspflichten in der neuen EU-Ökodesignverordnung für nachhaltige Produkte.
Folgende Produktaspekte sollen durch standardisierte Informationen im DPP verbessert werden:
Zuverlässigkeit
Wiederverwendbarkeit
Nachrüstbarkeit
Reparierbarkeit
Möglichkeit der Wartung und Überholung
Menge besorgniserregender Stoffe
Verbrauch von Energie, Wasser und sonstiger Ressourcen
Rezyklatanteil
Möglichkeit der Wiederaufarbeitung, des Recyclings und der Verwertung von Materialien
Umweltauswirkungen einschließlich des CO2-Fußabdrucks und des Umweltfußabdrucks
Menge der voraussichtlich entstehenden Abfallstoffe
Ein Digitaler Produktpass bündelt alle relevanten Daten zu einem Produkt entlang seines gesamten Lebenszyklus: von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling. Daran wirken verschiedene Akteure mit:
Rohstoffproduzenten liefern Daten zur Produktion, einschließlich Standort und Bedingungen.
Hersteller liefern Informationen zu den verwendeten Rohstoffen, einschließlich deren Herkunft, Bedingungen und Beschaffenheit, und beziehen Informationen zu den Rohstoffen sowie Feedback zur Qualität des Endprodukts und seiner Komponenten.
Einzelhändler erhalten Einblick in die Herkunft der Rohstoffe und den Produktionsprozess und geben Feedback zum Produkt.
Verbraucher erhalten relevante Informationen über das Produkt, wie Umweltauswirkungen, Reparaturmöglichkeiten und Entsorgungswege.
Reparaturbetriebe bekommen Zugang zu Informationen über Reparaturmethoden und Ersatzteile und geben ihrerseits Rückmeldung zur Beschaffenheit des Produkts und seiner Bauteile.
Entsorgungsunternehmen werden über die Materialzusammensetzung und Qualität der Produkte informiert.
Die ersten DPP sollen ab 2027 zunächst für Batterien verpflichtend eingeführt werden. Parallel fördert die EU bereits erste Produktpassansätze für die Bereiche Textilien, Automobil und Elektrogeräte. Hersteller und Händler sind also gut beraten, sich frühzeitig mit dem Thema zu befassen.
(Stand September 2024)
EU-Kommission erarbeitet bis ca. Ende Q1/2025 einen konkreten Arbeitsplan.
Spezifische Studien und Initiativen wie Battery Pass sowie CIRPASS werden abgeschlossen.
DPP-Standards und -Inhalte für erste Produktgruppen werden mit Durchführungsverordnungen schon 2025 festgelegt.
Dies kann je nach Produktart variieren. Generell werden jedoch Hinweise zu Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen sowie Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt verpflichtend sein. Die Richtlinien dazu sind bisher nicht beschlossen.
Wie oben beschrieben, werden die Daten je nach Produktart in den verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus von Rohstoffproduzenten, Herstellern, voraussichtlich auch Einzelhändlern sowie Reparaturbetrieben und Entsorgungsunternehmen beigesteuert.
Der DPP wird über das Produkt, die Verpackung oder Begleitunterlagen abrufbar und dem Produkt klar zuzuordnen sein. Das gilt sowohl für das Produktmodell, für eine Charge als auch für den individuellen Artikel. Der Digitale Produktpass muss maschinenlesbar, strukturiert, durchsuchbar und auf offenen Standards basieren. Die Daten müssen vertrauenswürdig und sicher sein.
Bisher steht nur fest, dass es sich um ein digitales, standardisiertes Format handeln wird.
Geplant ist eine dezentrale Datenhaltung der DPP-Inhalte bei verschiedenen IT-Dienstleistern. Die Registrierung und eindeutige Produktidentifizierung soll über eine zentrale EU-Datenbank erfolgen.
Die EU-Kommission plant eine Online-Plattform, die einen transparenten Vergleich von Produkten einer Produktkategorie ermöglicht. Wann diese Plattform zum Einsatz kommen wird, ist noch offen.
Hersteller und Händler sollten sich laufend über die neuesten Entwicklungen zum Digitalen Produktpass informieren und frühzeitig folgende Fragen klären:
Welche gesetzlichen Anforderungen gibt es und welche gelten für das eigene Produktsortiment?
Welche Anforderungen haben Käufer und wie lässt sich mithilfe des DPP ein Mehrwert schaffen?
Welche Anforderungen hat das Unternehmen selbst?
Welche Daten werden bereits erfasst und wo muss ggf. für den DPP nachjustiert werden?
Wo kommen fehlende Daten her und welche Datenquellen können genutzt werden?
Welche neuen Anforderungen ergeben sich an Prozesse, IT und Daten?
(Stand Juli 2024)
Wer erzeugt den Digitalen Pass für ein Produkt?
Wann wird ein DPP für ein Produkt erzeugt?
Wie wird ein Digitaler Pass für ein Produkt erzeugt?
Wie wirkt sich der DPP auf das Produktdatenmanagement aus?
Wir werden das Thema weiter verfolgen und halten Sie auf dem Laufenden! Bei Fragen zum Digitalen Produktpass sprechen Sie uns gerne an!