From Maximilian Kühne
Content Commerce im B2B: Hintergrund, Tipps, Beispiele

Ziel des Content Commerce ist es, Kunden während des gesamten Kaufprozesses mit nützlichen Inhalten zu unterstützen: von der Recherche bis zum Kaufabschluss. Lesen Sie hier, worauf es dabei ankommt und wie B2B-Händler Content richtig einsetzen.
Fachartikel, Whitepapers oder Checklisten, die in einem Shop zusätzlich zu Produktinformationen angeboten werden, sind nicht nur nützlich für Interessenten und Kunden, sondern signalisieren auch, dass der Betreiber des Shops etwas von seinem Fachgebiet und den Bedürfnissen seiner Zielgruppe versteht. Das schafft Vertrauen und eröffnet Chancen, sich als Händler durch ein Plus an Service und Information vom Wettbewerb abzuheben.
Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass eine inhaltsgetriebene Verkaufsförderung im Sinne des „Content Marketing“ auch im B2B E-Commerce eine immer wichtigere Rolle spielt. Viele Händler erweitern ihre Online-Shops mit zusätzlichen Informationsangeboten wie etwa Fach-Blogs, Mediatheken und Download-Möglichkeiten. Denn sie haben erkannt, dass es besonders in wettbewerbsintensiven Märkten auf die kleinen aber feinen Unterschiede ankommt, um Kunden zu überzeugen und langfristig an ihren Shop zu binden.
Nützliche Inhalte allein machen noch keinen Verkaufserfolg. Entscheidend für den Erfolg des Content Commerce ist, dass Content als Service für den Kunden strukturell in den Shop integriert wird. Der Kunde erwartet, dass ihm nützliche Inhalte passend zu dem angeboten werden, was er im Shop gerade tut. Sucht ein Bauhandwerker beispielsweise nach speziellen Verbindungsmitteln für große Lasten, dann können Hintergrundinformationen zu den dazugehörigen DIN-Normen oder Empfehlungen für die Verarbeitung sehr hilfreich sein. Und zwar im Kontext des Suchvorgangs bzw. passend zur jeweiligen Produktinformation. Dazu ein Beispiel aus dem Online-Shop der Berner Gruppe, der von eCube auf Basis von SAP Commerce Cloud (Hybris) für 25 Länder umgesetzt wurde.
Neben den grundlegenden Informationen zum Produkt, bietet Berner eine Reihe von Datenblättern des Herstellers sowie behördliche Zulassungsdokumente zum Download an. Denkbar wären hier auch Empfehlungen zur Anwendung und Verarbeitung von Handwerker zu Handwerker in Form von Broschüren oder Videos. Die Struktur der Produktdaten erlaubt eine flexible Anreicherung mit Content, der über entsprechende Meta-Daten integriert wird.
Entscheidend für den Shop-Betreiber ist, dass Content in seinem Shop einfach und ohne großen Aufwand ergänzt und aktualisiert werden kann. Entscheidend für den Kunden ist, dass ihm die passenden Inhalte angeboten werden, wann und wo er sie benötigt.
Wer im Netz nicht gefunden wird, ist praktisch nicht existent. Das gilt nicht nur für Websites, sondern auch für Shops, auch wenn Stammkunden in der Regel über einen direkten Link dorthin finden. Händler, die neue Kunden gewinnen wollen, müssen im Netz sichtbar sein. Das bedeutet, sie müssen in ihrem Shop nicht nur ein Erlebnis für Menschen bieten, sondern auch Suchmaschinen überzeugen. Und diese haben ein großes Interesse an wertvollen Inhalten, die für Nutzer relevant sind.
Online-Shops, die von Suchmaschinen hoch bewertet werden, bieten Content, der für Mensch und (Such)Maschine interessant ist. Produktdaten allein genügen hier nicht, wenngleich die Struktur der Daten und besonders die für Suchmaschinen sichtbare Metadaten eine wichtige Rolle spielen. Ebensowenig lassen sich Suchmaschinen allein von beschreibenden Texten auf Übersichtsseiten von Produktkategorien überzeugen, da diese meist nur beschreiben, was Nutzer im Shop finden, aber keine Antworten liefern: Was ist bei der Befestigung schwerer Lasten mit einem Hochlastanker zu beachten? Welche DIN-Normen gibt es für Hochlastanker?
Suchmaschinen wollen ihren Nutzern Antworten auf drängende Fragen liefern und zeigen dementsprechend Shops, die ihrerseits mit ihren Inhalten Antworten liefern. B2B-Händler, die neue Kunden gewinnen wollen, sollten diese Chance mit Content Commerce nutzen.
Ein Großteil der Shops im B2B beschränken sich nach wie vor auf den reinen Verkauf. Dementsprechend „nackt“ ist das Content-Angebot für Interessenten und Kunden. Datenblätter und Newsletter per E-Mail sind mittlerweile Standard. Der Blog als Plattform für Textinhalte ist im Kommen.
Content jenseits von Produktinformationen ist für viele Händler Neuland. Dementsprechend ist in Sachen Content Commerce in vielen Shops noch viel Luft nach oben. Es lohnt sich für Händler, über den Tellerrand hinauszuschauen und mit neuen Ansätzen zu experimentieren.
Neben einer Direktsuche für alle Produkte bietet Toolineo seinen Nutzern den Einstieg über Spezial-Shops (Gewerke, Marken und Themen).
Tipp: Die Inhalte für Themenshops müssen nicht zwingend aus eigener Produktion stammen. Händler, die den Verkaufsraum in eine Art Newsroom integrieren wollen, können dazu auch fremde Inhalte – beispielsweise von Verlagen oder Partnerunternehmen – nutzen. Man spricht hier von „Content kuratieren“.
Content Commerce erfordert eine Verzahnung von Produktdaten und zusätzlichem Content, der Nutzer in ihrem Kaufprozess unterstützt. Die Content-Strategie für ihren E-Commerce sollten Händler deshalb schon beim Einstieg in den Online-Verkauf mitdenken, auch wenn Content Commerce erst in einer späteren Entwicklungsstufe realisiert werden soll. Händler, die bereits im E-Commerce aktiv sind, sollten ihre Content-Strategie schrittweise und nach agilen Prinzipien entwickeln. Am Anfang könnte beispielsweise ein Blog stehen, in dem regelmäßig und mit überschaubarem Aufwand Artikel veröffentlicht werden zu Themen, die Interessenten und Käufer bewegen. Aus der Resonanz auf diese Inhalte ergeben sich Erfahrungswerte, die als Basis für die inhaltliche Weiterentwicklung und einen schrittweisen Roll-out im Shop dienen.