Von Joachim Uhrlass
Von Joachim Uhrlass
In Krisenzeiten rücken Menschen zusammen und schaffen gemeinsam Dinge, die man in “normalen” Zeiten für unmöglich hält. Wir wollen hier von so einem Projekt berichten und zeigen, was Händler für die Zeit während und nach der Krise daraus lernen können.
Zwei Wochen nach Beginn des Corona-Lockdowns sind weite Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens im Stillstand. Unternehmen müssen Mitarbeiter entlassen oder auf Kurzarbeit umstellen. Kleinen Betrieben und Selbstständigen bricht von heute auf morgen Geschäft weg.
Auch uns – einem Team von Business-, Software- und Internet-Entwicklern aus verschiedenen Unternehmen – traf die Krise mit voller Wucht. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, entschlossen wir uns, in Not geratene Unternehmer zu unterstützen.
Dazu mussten wir nicht mehr tun, als das, was wir in unseren Projekten immer tun: eine Vision mit unserer Erfahrung und der richtigen Technologie zum Leben erwecken. Und das sehr schnell und vor allem nachhaltig, damit unsere Idee auch nach der Krise weiter wächst.
Die Idee
Viele Gewerbetreibende sind in dieser Situation existenziell bedroht, weil finanzielle Einnahmen plötzlich wegfallen. Dabei wollten wir als Technologie-Dienstleister nicht tatenlos zusehen und begannen sofort, Ideen für eine konkrete Hilfsmaßnahme zu entwickeln.
Wie können wir Unternehmen und Selbstständige in die Lage versetzen, trotz Lockdown zumindest einen Teil ihrer Einnahmen zu erhalten und ihr Geschäft im Notbetrieb weiterzuführen?
Unsere Idee: Wir entwickeln eine Online-Plattform, auf der Unternehmen und Selbstständige regional Gutscheine für ihre Produkte und Leistungen verkaufen können. Unterstützer können diese Gutscheine dann später, nach der Krise, bei den jeweiligen Anbietern vor Ort einlösen.
Und mehr: Die Plattform soll so angelegt sein, dass sie auch nach der Krise als Marktplatz für kleine und mittelständige Betriebe genutzt werden kann.
Das Projekt
Die Herausforderung bestand darin, in kürzester Zeit einen größtmöglichen Nutzen für bedürftige Unternehmen und Selbstständige zu schaffen. Die Plattform musste also schnell und konzentriert auf die wesentlichen Funktionen umgesetzt werden.
Dabei half unser Konzept, das sich schon in vielen Projekten für den Online-Handel bewährt hatte: Wir setzten die Software-Architektur für supportmylocals.com aus fertigen Cloud-Services für Funktionen wie beispielsweise Content Management, E-Mail, Datenhaltung, Suche, Zahlungsabwicklung etc. zusammen, um möglichst wenig Zeit und Aufwand für eigene Software-Entwicklung zu verlieren.
Wir konzentrierten uns darauf, die notwendigen Funktionen zu einer modularen Architektur zusammenzusetzen und mit einer ansprechend gestalteten Nutzeroberfläche zu versehen. Statt viel Zeit mit aufwändiger Planung und Konzeption zu verbringen, starteten wir schon wenige Tage nach Beginn des Lockdown mit der Entwicklung eines Prototypen (“Minimum Viable Product”).
Statt eines kompletten Konzeptes (z.B. in Form eines Lastenheftes) gaben einige wenige funktionale Anforderungen die Richtung der Entwicklung vor. Dadurch konnten wir sofort starten und die Entwicklung der Plattform blieb jederzeit flexibel genug, um auf neue (oder ungeplante) Anforderungen reagieren zu können. Das ist ein Grundprinzip agiler Entwicklung (“Release early, release often“).
System-Komponenten im Überblick
Zahlabwicklung | Stripe |
Onboarding “Locals” | Stripe |
Mailjet | |
Suche und Geolocation | ElasticSearch bonsai IO |
Geocoding | locationiq |
Datenhaltung und Dashboards | MongoDb Atlas |
CMS | storyblok |
Das Ergebnis
Nach nur 14 Tagen (!) konnten wir mit einem komplett funktionsfähigen und ansprechend gestalteten Online-Marktplatz starten – zu finden unter www.supportmylocals.com. Nach nur 11 Tagen wurde der erste Gutschein verkauft – und zwar sicher (Verschlüsselung der Daten), rechtskonform (Registrierung, Zahlungsabwicklung und Widerruf 100% Bafin-konform) und zudem nachhaltig (Gutscheine sind auch nach 3 Jahren noch einlösbar).
Einblick in die Plattform
Learnings für Händler
Händler, die ihren Online-Verkauf starten oder weiterentwickeln wollen, können aus diesem Projekt folgende Erkenntnisse für ihr Geschäft mitnehmen:
- Eine digitale Commerce Plattform ist kein Großprojekt, wenn man sich in jedem Entwicklungsschritt auf die wesentlichen Ziele und Technologien konzentriert.
- Statt viel Zeit mit umfassender Planung zu verlieren, sollten Händler mit einem Grobkonzept starten, dass die Richtung für die agile Entwicklung vorgibt.
- Digital Commerce ist ein Entwicklungsprozess, bei dem in kleinen flexiblen Schritten, statt in komplexen Funktionsumfängen geplant und umgesetzt wird (“Release early, release often“).
- Fertige Software-Komponenten nutzen, statt Funktionen selbst entwickeln, spart Zeit und Aufwand. Zudem sichert eine modulare Service-Architektur dauerhaft höchste Flexibilität.
Wollen Sie auch schnell und gezielt in den E-Commerce einsteigen oder Ihre Online-Plattform weiterentwickeln? Dann unterstützen wir Sie gerne mit unserer Erfahrung und Expertise in agiler Softwareentwicklung – Sprechen Sie uns an!