Von Joachim Uhrlass
Von Joachim Uhrlass
Veraltete E-Commerce-Systeme lassen sich in vielen Fällen per Software-Retrofit effizient verbessern. Wir gehen hier der Frage nach: Make or Buy?
Technologien mit geringem Risiko und Aufwand verbessern
Software-Retrofit beschreibt ein Verfahren, bei dem ein System so modernisiert wird, dass es je nach Zielsetzung in kleinen, kontrollierten Schritten in ein besser wartbares oder flexibler anpassbares System überführt wird. Auf diese Weise können Unternehmen ihre bestehenden Investitionen schützen und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit ihrer Technologien gezielt verbessern.
Retrofitting versus Replatforming
Damit unterscheidet sich Software-Retrofit je nach Ausgangssituation und Zielsetzung deutlich vom Replatforming. Während die Migration des gesamten E-Commerce-Systems auf eine neue Plattform sehr zeitaufwändig und kostspielig ist und mit hohem Risiko verbunden sein kann, zielt das Retrofitting darauf ab, einzelne Aspekte des bestehenden Systems sehr gezielt und möglichst effizient zu verbessern.
Lesenswert: Retrofit im E-Commerce: Wie Unternehmen ihre Technologien mit geringem Risiko und Aufwand nachrüsten
3 + 1 Wege, mehr aus einem E‑Commerce‑System herauszuholen
Unternehmen, die ihren vorhandenen Tech Stack per Retrofit optimieren wollen, haben im Wesentlichen drei Möglichkeiten, dies gezielt und effizient zu erreichen: Sie können neue digitale Fähigkeiten in Form von Software-Upgrades, Erweiterungen oder Tools 1. mieten, 2. kaufen oder 3. selbst entwickeln (oder entwickeln lassen). Diese drei Ansätze unterscheiden sich selbsterklärend in Aufwand, Kosten und Dauer der Umsetzung. Zudem sollten Unternehmen zunächst prüfen, ob der Bedarf nicht sehr einfach mit Tools gedeckt werden kann, die unter dem Radar von IT und Anwendern bereits im Unternehmen existieren.
Software-Erweiterung mieten oder kaufen
Das Software-Retrofit per Mietlösung (SaaS) ist in der Regel der einfachste Weg, da die Lösung schnell und zu flexiblen Konditionen verfügbar ist. Miete eignet sich besonders, wenn etwa eine Erweiterung nur temporär, z. B. ein Upgrade zur Vorbereitung eines Replatformings, benötigt wird. Ist keine Mietlösung verfügbar bzw. ist die Miete mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden oder soll die Lösung On-Premises betrieben werden, kommt alternativ der Kauf einer schlüsselfertigen Lösung in Betracht.
Software-Erweiterung selbst entwickeln
Erst wenn Miete oder Kauf nicht in Frage kommen, weil etwa die Anforderungen an die Software-Erweiterung sehr individuell sind und/oder keine fertige Lösung dafür verfügbar ist, sollten Unternehmen über ein Retrofit per Individualentwicklung nachdenken. Wichtig: Annahmen wie „für unsere speziellen Anforderungen gibt es keine fertigen Lösungen“ sind oft voreilig und sollten nicht davon abhalten, Miet- und Kaufoptionen umfassend zu prüfen.
Vorhandene Technologien ausschöpfen
Die goldene Regel der Weiterentwicklung von Software lautet: Erst mieten, dann kaufen, dann selbst entwickeln. Ausnahmen in sehr speziellen Fällen bestätigen diese Regel. Und: Vor der Entscheidung, ein System per Miete, Kauf oder Individualentwicklung zu zu erweitern, sollte stets gewissenhaft geprüft werden, ob die vermeintlich fehlenden Features nicht bereits in vorhandenen Systemen und Tools verfügbar sind und mit geringem Aufwand wertschöpfend für den E-Commerce genutzt werden können.
Beispiele für Software-Retrofitting im E‑Commerce
1. Fehlende SaaS-Lösung mieten:
Beispiel CRM (Customer Relationship Management)
Situation:
Das Geschäft brummt, die Kundenbasis wächst. Gleichzeitig wächst die Zahl der Kommunikationskanäle zum Kunden sowie die Notwendigkeit, CRM-Prozesse zu automatisieren. Das CRM-Modul des in die Jahre gekommenen E-Commerce-Systems stößt mit seiner rudimentären Funktionalität an seine Grenzen.
Lösung:
Mieten einer CRM-Software als Service (SaaS). Dies ermöglicht es dem Unternehmen, ohne große Vorabinvestitionen oder langfristige Verpflichtungen auf eine professionelle CRM-Lösung umzustellen. Durch die Integration des CRM-Systems in das bestehende E-Commerce-System können Kundeninformationen effizient verwaltet und für den Verkauf genutzt werden.
2. Fehlende On-Premise-Lösung kaufen:
Beispiel Data Governance und Compliance
Situation:
Das Unternehmen verfügt über umfangreiche Kundendaten, aber es fehlen Systeme, die ein sicheres und rechtskonformes Datenmanagement unterstützen. Die IT-Leitung möchte die Daten aus Sicherheitsgründen auf eigenen Servern hosten, um die volle Kontrolle über Daten und Systeme zu haben und im speziellen Fall die Total Cost of Ownership (TCO) gering zu halten.
Lösung:
Kauf und Implementierung einer On-Premise-Lösung für Data Governance und-Compliance. Diese Lösung hilft, Compliance mit Datenschutzbestimmungen zu gewährleisten und einen verantwortungsvollen Umgang mit Kundendaten sicherzustellen. Die Lösung wird so in die vorhandene Hybride-Infrastruktur integriert, dass größtmögliche Datensicherheit gewährleistet ist.
3. Fehlende Software-Lösung selbst entwickeln:
Beispiel Custom Workflows im B2B
Situation:
Das E-Commerce-Unternehmen bedient sowohl B2C- als auch B2B-Kunden und benötigt spezifische Workflows für B2B-Transaktionen, für die auf dem Markt keine schlüsselfertigen Tools oder Services verfügbar sind.
Lösung:
Eigenentwicklung einer maßgeschneiderten B2B-Workflow-Software. Diese ermöglicht es, spezifische Anforderungen wie Großbestellungen, individuelle Preisgestaltung und Rechnungsstellung direkt in das bestehende E-Commerce-System zu integrieren.
4. Vorhandene Tools nutzen:
Beispiel Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM)
Situation:
Anwender und Entwickler sicher zu authentifizieren und zu autorisieren ist insbesondere in Microservices-Architekturen oder verteilten Cloud-Anwendungen keine leichte Aufgabe. Die Herausforderung für Projektleiter besteht darin, das Identitäts- und Zugriffsmanagement so zu gestalten, dass es einen ebenso einfachen wie sicheren Zugriff auf Systeme gewährleistet.
Lösung:
Bevor zusätzliche Software gemietet, gekauft oder entwickelt wird, die vorhandenen Funktionen der Cloud-Plattform für IAM ausnutzen. Dies kann das Verwalten von Nutzeridentitäten, Zugriffsrechten und Sicherheitsrichtlinien innerhalb der Cloud-Umgebung umfassen, was die Sicherheit erhöht und gleichzeitig Aufwand reduziert.
Fazit: Mit Software-Retrofit schnell zum Ergebnis
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in vielen, vielleicht sogar den meisten Fällen, in denen Unternehmen mit vorhandenen E-Commerce-Technologien an Grenzen stoßen, Software-Retrofit eine schnelle, wirtschaftliche und risikoarme Alternative zum kompletten Replatforming darstellt. Auch für ein Software-Retrofit gilt: Erst mieten, dann kaufen, dann selbst entwickeln, um den Aufwand, Kosten und Time to Market möglichst gering zu halten. In den meisten Fällen ist SaaS zur Miete das Mittel der Wahl.
eCube als Partner für Software-Retrofit im E-Commerce
Mit 25 Jahren Erfahrung in der Planung und Umsetzung komplexer E-Commerce-Projekte unterstützen die Experten von eCube dabei, Altsysteme gezielt und nachhaltig zu modernisieren. Herstellerunabhängig und objektiv konzentrieren wir uns auf technologische Ansätze, die bei geringem Aufwand und Risiko den größtmöglichen Nutzen für E-Commerce-Unternehmen versprechen – Buchen Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin mit uns!