CIRPASS Use Cases – Praxisbeispiele für den Digitalen Produktpass

CIRPASS Use Cases zeigen erstmals, wie der Digitale Produktpass (DPP) konkret in der Praxis funktioniert. Während unser erster Blogartikel die strategische Einordnung des DPP beleuchtet, liefern die nun veröffentlichten Ergebnisse des EU-Projekts CIRPASS (März 2024) konkrete Einblicke in die Anwendung des DPP in der Praxis.

Im Fokus: Anwendungsfälle aus den Branchen Batterien, Elektronik und Textilien. Der Bericht zeigt nicht nur Chancen auf, sondern benennt auch klare Hindernisse für die Umsetzung – und leitet daraus Empfehlungen für Hersteller, Händler und Technologieanbieter ab.

CIRPASS Use Cases – was wurde untersucht?

CIRPASS hat in Zusammenarbeit mit über 40 Stakeholdern sechs praxisnahe DPP-Anwendungsfälle untersucht. Der Fokus liegt auf bereits bestehenden Kreislauf­wirtschafts­aktivitäten, bei denen der DPP zur Effizienzsteigerung, besseren Datenverfügbarkeit und zu neuen Geschäftsmodellen beitragen kann.

Beispiele

  • Wiederverwendung von E-Auto-Batterien als stationäre Stromspeicher
  • Qualitätssicherung bei der Aufbereitung von Smartphones
  • Secondhand-Verkauf von Textilien

Die Analyse zeigt, wie DPPs bestehende Prozesse datenbasiert unterstützen und Transparenz entlang der Wertschöpfungskette schaffen.

Zwei Anwendungsfälle aus der Batteriebranche

Wiederverwendung von EV-Batterien in stationären Energiespeichern
Lithium-Ionen-Batterien behalten auch nach dem Einsatz im Fahrzeug oft noch 70–80 % ihrer Kapazität. CIRPASS zeigt, wie DPPs helfen können, den Gesundheits­zustand dieser Batterien transparent zu dokumentieren, um sie effizient und sicher für eine Zweitnutzung in z. B. Solarstromspeichern zu verwenden.

Recycling wertvoller Rohstoffe
Aktuell fehlen standardisierte Daten für Recycler, um Batterien effizient zu zerlegen und Materialien wie Kobalt oder Nickel zurück­zugewinnen. Ein strukturierter DPP kann diesen Prozess deutlich verbessern und wirtschaftlich attraktiver machen.

Zwei Anwendungsfälle aus dem Elektronikbereich

Aufbereitung von Smartphones
Ein strukturierter DPP kann Informationen zum Zustand, zur Herkunft und zu technischen Eigenschaften eines Geräts bereitstellen. Das ermöglicht eine bessere Qualitätskontrolle und lässt den Wiederverkaufswert steigen – insbesondere für zertifizierte Refurbisher.

Recycling von Kleingeräten
Insbesondere bei Altgeräten wie Tablets oder Rasierern fehlen oft Daten zur Material­zusammen­setzung. Ein DPP kann diese Lücke schließen und dadurch die Rückgewinnung seltener Rohstoffe erleichtern.

Zwei Anwendungsfälle aus der Textilbranche

Sortierung für die Wiederverwendung
Die Wiederverwendung von Kleidung ist nachhaltiger als Recycling. DPPs können helfen, Kleidungsstücke automatisiert zu sortieren – z. B. nach Material, Marke oder Pflegeeigenschaften.

Secondhand-Plattformen besser informieren
Verbraucher könnten durch DPP-basierte Informationen einfacher nachvollziehen, woher ein Kleidungsstück stammt, wie es produziert wurde und wie haltbar es ist. Das steigert das Vertrauen und letztlich den Wiederverkaufswert.

Hürden auf dem Weg zur Umsetzung

Trotz vieler Chancen zeigt CIRPASS auch die Grenzen auf:

  • Fehlende Standardisierung für bestimmte Produktkategorien
  • Geringe Datenverfügbarkeit und -qualität
  • Hoher Initialaufwand bei der Systemeinrichtung

Fazit: Der DPP ist kein Selbstläufer. Ohne Incentives für Unternehmen, klare technische Leitlinien und interoperable Infrastrukturen bleibt sein Potenzial ungenutzt.

Zeitplan & regulatorischer Rahmen

Besonders konkret wird CIRPASS im Batterie-Bereich: Laut EU-Batterieverordnung (2023) müssen Batterien in leichten Transport­mitteln, in E-Fahrzeugen und ab einer Speicherkapazität von 2 kWh ab Februar 2027 verpflichtend mit einem Digitalen Produktpass (DPP) ausgestattet sein. Diese Daten müssen über einen dauerhaft am Produkt angebrachten Datenträger (z. B. QR-Code) zugänglich gemacht werden. Der Inhalt ist in Anhang XIII der Verordnung detailliert geregelt und umfasst rund 80 Datenattribute.

Für andere Branchen, etwa Textil und Elektronik, wird der Zeitplan über delegierte Rechtsakte der Ökodesign-Verordnung ESPR konkretisiert. Hier liegen jedoch (Stand März 2024) noch keine finalen Fristen oder verbindlichen Anforderungskataloge vor. Hersteller sollten sich dennoch auf sektorenspezifische Anforderungen ab 2026 vorbereiten.

Handlungsempfehlung für Hersteller und Händler

Wer heute aktiv wird, kann sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile sichern. CIRPASS empfiehlt:

  • Pilotprojekte mit konkreten Anwendungsfällen starten
  • Stakeholder aus der gesamten Wertschöpfungskette einbinden
  • Datenstrukturen und IT-Schnittstellen frühzeitig auf DPP-Kompatibilität prüfen
  • Potenziale für neue Geschäftsmodelle erkennen (z. B. Lifecycle-Services)
  • Lesen Sie hier unseren grundlegenden Blogbeitrag zum Digitalen Produktpass (DPP)

Zum vollständigen CIRPASS-Bericht (PDF auf cirpassproject.eu)

Fazit: CIRPASS Use Cases im Überblick

CIRPASS liefert erstmals fundierte, branchenübergreifende Einblicke in die konkrete Anwendung des Digitalen Produktpasses. Hersteller und Händler sollten die Erkenntnisse nutzen, um eigene DPP-Strategien zu entwickeln – nicht nur aus Compliance-Gründen, sondern auch als Chance für mehr Nachhaltigkeit, neue Services und transparente Kunden­kommunikation.

Als Spezialist für die strukturierte Aufbereitung, Orchestrierung und Nutzbarmachung komplexer Produktdatenlandschaften unterstützt eCube Unternehmen dabei, die technischen Grundlagen für DPP-Projekte zu schaffen. Wir helfen dabei, regulatorische Anforderungen in echte Wettbewerbs­vorteile zu verwandeln.

Wenn Sie Fragen zur technischen Umsetzung oder zur Vorbereitung auf den DPP haben, sprechen Sie uns gerne an – wir unterstützen Sie mit Erfahrung, Tools und Weitblick.

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